Die Entscheidung für Zahnerhalt ist oft schwierig und komplex. Die jährliche Zahnverlustrate/Patient für parodontal behandelte Zähne ist außerordentlich gering. Bei bestimmten Risikofaktoren (zum Beispiel hohes Alter, fehlende Adhärenz, hohe Sondierungstiefen, fortgeschrittener Knochenverlust, Diabetes mellitus, Rauchen, endodontische Behandlung) ist diese jährliche Zahnverlustrate/Patient jedoch erhöht. Auch bei parodontal behandelten Molaren ist die Überlebensrate schlechter als bei anderen Zahngruppen.
Nichtsdestotrotz gibt es wissenschaftliche Evidenz, dass mehr als die Hälfte parodontal behandelter Molaren mit Furkationsgrad III 20 Jahre überleben können. Selbst wurzelresezierte und hemisezierte Molaren weisen eine lange Überlebenszeit auf. Auch bei Implantaten wird die Überlebensrate durch patientenabhängige und prothetische Risikofaktoren beeinflusst.
Allerdings gesellen sich hier noch Risiken hinzu, die sich aus dem chirurgischen Eingriff und der Implantation selbst ergeben. Die Prävalenz der Periimplantitis liegt bei circa 20 % auf Patientenebene. Die periimplantäre Läsion schreitet schneller und exponentiell voran. Zusätzlich sind Diagnostik und Therapie der Periimplantitis deutlich erschwert und weniger erfolgreich.
Insofern stellen die schnelle Zahnextraktion und rasche Implantation nicht notwendigerweise den risikoärmeren und prognostisch günstigeren Weg dar. Insbesondere bei geschlossener Zahnreihe kann daher der Versuch des Zahnerhalts trotz fortgeschrittener parodontaler Destruktion sehr sinnvoll sein.
Zahnerhalt kann unter Umständen aber auch nachteilig sein (z.B. Zeitfaktor, parodontal-erkrankte Zähne als Pfeiler für prothetische Rehabilitationen, Wurzelkaries). Schließlich wird die Entscheidung für Zahnerhalt vor allem auch durch die Präferenzen der Patientin bzw. des Patienten bestimmt.